Routine und Checklisten gehören im Motorflug dazu wie die Butter zum Brot. Sie sorgen für Sicherheit, Entspannung und Spaß beim Fliegen. Das tägliche Wetterbriefing ist Teil dieser Routine und bildet die Grundlage.
Wie aber sieht solch ein tägliches Wetterbriefing eigentlich aus?
Wir haben zahlreiche Motorflieger*innen befragt und dieses Feedback mit unserem meteorologischem Wissen zusammengepackt. Heraus kam eine übersichtliche Schritt-für-Schritt-Anleitung für das tägliche Selbstbriefing.
Für alle, die die Anleitung überspringen wollen:
Was sind Wetterbriefings?
Das Wetterbriefing ist die meteorologische Flugvorbereitung für Pilotinnen und Piloten.
Wetterbriefings sind Teil der Flugvorbereitung, die normalerweise in 3 Phasen durchgeführt werden:
- Das lang- und mittelfristige Wetterbriefing: Durchführung ca. 3-6 Tage vor dem geplanten Flug
- Das kurzfristige Wetterbriefing am Tag vor und am Tag des Fluges vor dem Flug.
- Das Wetter-Debriefing: Zur Analyse des tatsächlichen Wetters während des Fluges als Überprüfung und Verbesserung. Direkt nach dem Flug bis maximal 2 Tage danach.
In diesem Artikel widmen wir uns dem 2. Punkt: dem kurzfristigen Selfbriefing am Tag des Fluges.
Warum brauchst du ein Wetterbriefing?
Die meteorologische Ausbildung ist Teil der fliegerischen Ausbildung für Pilot*innen und Pflicht vor jedem Flug.
Die Pflichten jeder Pilot*innen bezüglich der meteorologischen Flugvorbereitung sind in der Durchführungsverordnung (EU) Nr. 923/2012 (SERA) der Europäischen Kommission geregelt. Stichwort SERA.2010, (ehemals der §3a LuftVO).
Je nach Luftsportart unterscheiden sich die Briefings in Teilen, da für jedes Luftsportgerät bzw. jeder Flugzeugtyp andere meteorologische Bedingungen als optimal angesehen werden.
Segelflugzeuge, Gleitschirme und Drachen nutzen Thermik und aufsteigende Luftmassen anstatt eines motorisierten Antriebes, um an Höhe zu gewinnen und zu fliegen. Dabei benötigen Gleitschirme und Drachen zum Beispiel ruhigere und mäßigere (eher lokale) Windbedingungen, wohingegen Segelflieger gern überregionale Informationen für Streckenflüge weit über 1000 km benötigen.
Motorflugzeuge dagegen sind zwar Thermik-unabhängig, möchten aber für einen angenehmen Reiseflug ohne Turbulenzen Thermikbereiche bestmöglich meiden oder diese nutzen, um Treibstoff zu sparen.
Für jeden Flug gilt: Die meteorologische Flugwettervorbereitung sollte entsprechend sorgfältig durchgeführt werden – sie ist eines der wichtigsten Elemente für einen sicheren Flug.
Das kurzfristige Wetterbriefing am Flugtag
Als kurzfristiges Wetterbriefing am Flugtag wird das Wetterbriefing am Morgen des Flugtages und nochmals kurz vor dem Start bezeichnet.
Das Briefing am Morgen des Flugtages ist das detaillierteste und entscheidet, ob der geplante Flug weiter vorbereitet werden sollte oder nicht. Über Nacht können sich Wetterlagen leicht verändern, wenn prognostizierte Entwicklungen schneller oder langsamer ziehen als vorhergesagt. Dabei werden Startpunkt, Route, persönliche Präferenzen und Details mit einbezogen und geprüft.
Ein weiteres kurzes Briefing findet auf dem Flugplatz kurz vor dem geplanten Start statt, ggf. in weiteren Abständen davor oder danach, wenn die Wetterlagen dynamisch sind und sich schnell verändern.
Wie du das detaillierte Selfbriefing am Flugtag durchführst, erfährst du hier.
Bereit? Los geht’s.
Wie du dein Wetterbriefing durchführst - Schritt für Schritt erklärt
Es gibt zahlreiche Wege und Möglichkeiten, sich für das Flugwetter vorzubereiten.
Wir haben Motorflieger*innen gefragt, wie sie ihre Wetterbriefing durchführen, haben das meteorologische Know-how dazu gepackt und heraus kam folgende Anleitung.
1. Übersicht verschaffen (Ist-Situation)
Wenn du die Tage davor bereits regelmäßig ins Wetter geschaut hast (Großwetterlagen, Wettertrends und mögliche Flugtage), dann gilt es die gewonnen Erkenntnisse zu überprüfen und Veränderungen zu identifizieren, um sich eine grobe Übersicht des aktuellen Wetters zu verschaffen.
Dazu gehören im Raum Europa die Satelliten-Radar-Bilder und -filme, inklusive dem Wetterradar und der Blitze-Karte.
Satelliten-Radar-Bild: Sichtbar / Nacht (VIS)
Für einen groben Überblick empfehlen wir dir einen Blick in die Satellitenbilder und -filme. Sie zeigen dir, wie die Wolken überregional verteilt sind und gezogen sind bzw. voraussichtlich ziehen werden.
Du findest sie bei TopMeteo im Menüpunkt „SAT / RADAR“ als ausgewählte Karte „Sichtbar (VIS)“ oder „Nacht (VIS)“ siehe Abbildung.
Anhand der leichten Färbungen ist zu erkennen, welche Wolken niedrig (gelbliche Verfärbung) bzw. hohe Wolken (weißliche Verfärbungen) sind. Hohe Wolken können zum Beispiel Cirrus oder Gewitterambosse sein und sind anhand der Form und Verteilung zu erkennen.
Interpretationsansätze:
Das Auftreten von hohen Wolken (Cirrus, Cumulonimbus) kann ein Hinweis für Regen sein.
Niedrige Wolken (Cumulus) kann ein Hinweis für Thermik sein.
Wetterradar (Regenradar)
Die Wetterradar-Karte zeigt den aktuellen Regen an. Wir empfehlen sie, wenn auf der vorherigen Sichtbar (VIS)-Karte hohe Bewölkung auftritt.
Du findest sie bei TopMeteo ebenfalls im Menüpunkt „SAT / RADAR“ siehe Abbildung.
Die Farbskala (rechts im Bild) zeigt dir die Intensität des Regens an – im Bild ist sehr leichter bis moderater Regen zu sehen.
Blitze
Die Blitze-Karte zeigt die aktuell gemessenen Blitze an. Wir empfehlen sie, wenn auf der vorherigen Sichtbar (VIS)-Karte hohe Bewölkung auftritt.
Du findest sie bei TopMeteo ebenfalls im Menüpunkt „SAT / RADAR“ siehe Abbildung.
Die Markierungen zeigen dir an, wo Blitze aufgetreten sind, die Farben wann – im Bild jeweils gerade südlich von Hamburg.
Wolkenhöhen und -untergrenzen
Für die vertikale Einschätzung der Wolken im Luftraum eignet sich die Wolkentops und Untergrenzen-Karte.
Zahlen stellen die Tops in Flugflächen (x 100 ft = Höhe) dar und sind zusätzlich farbkodiert. Sind sie reinweiß, liegen die Tops unter FL50. Die Balkensymbole unter den Zahlen geben die Untergrenzen an, je kritischer, desto mehr ins rot verlaufend. Sind gar keine Symbole eingezeichnet, ist der Himmel wolkenlos.
In der Karte fallen die kritischen VFR-Bedingungen in den Mittelgebirgen auf, insbesondere im Erzgebirge. Die Gewitter im Hamburger Raum sind (noch) umfliegbar. Diese Karte ist unmittelbar vor dem Abheben eine sehr wertvolle Hilfe.
Ergebnis: Persönliche Einschätzung der aktuellen Lage möglich
Nach diesen vier Übersichtskarten kannst du nun eine erste persönliche Einschätzung der Lage vornehmen:
2. Wolken im Tagesverlauf & signifikantes Wetter (Prognose)
Falls du nicht bereits im ersten Schritt die Wolkenbewegungen im Tagesverlauf gesehen hast – empfehlen wir dir dies als nächsten Schritt, um das Wetter im Tagesverlauf einschätzen zu können. Dies ist die Prognose und Abschätzung des Wetters.
Wetterprognosen sind Abschätzungen von Wettermodellen und nie zu 100% zutreffend. Das liegt vor allem an der Komplexität des Wetters und bedeutet, dass du dir nie ganz sicher sein kannst, dass das Wetter so eintritt, wie es vorhergesagt ist.
Die Vorhersagemodelle sind mittlerweile ziemlich genau und geben gerade im Kurzfristbereich eine sehr gute Hilfestellung.
Grundsätzlich kann man sagen, dass stabile Wetterlagen (zum Beispiel Omega-Wetterlage) eine höhere Genauigkeit in ihrer Prognose haben, als dynamische.
Wolken im Tagesverlauf (Satellitenfilm)
Um abschätzen zu können, ob deine geplante Route, die zum Start gut aussieht, auch im Tagesverlauf fliegbar ist, hilft der Blick in den Satellitenfilm.
Dies zeigt dir, wann Wetterphänomene ggf. auf deiner Route Einfluss nehmen.
Signifikantes Wetter
Zum zweiten Schritt gehört ebenfalls eine tiefergehende Analyse zu Wolken, die dich im Flug behindern oder einschränken können.
Im TopMeteo-Menü „Prognose-Karten“ findest du dazu Karten zu signifikantem Wetter.
In unserem Beispiel (Abbildung) ist gut zu erkennen, dass es im Osten und Süden Deutschlands tiefe Wolkenbedeckung unter 500 ft gibt sowie mögliche Nebelfelder zu Sichteinschränkungen führen können. Hier ist Vorsicht geboten.
Nähere Analysen solltest du lokal und regional entsprechend deiner Flugroute durchführen.
Tiefergehende Analyse-Karten sind dann:
- Nebelanalyse
- Konvektionskarte (Thermik)
- Bodenkarte für Fronten
Ergebnis: Einschätzung des Wetters im Tagesverlauf möglich (Prognose)
Nach der Analyse des Wetters im Tagesverlauf kannst du eine Einschätzung zur Prognose vornehmen.
3. Regionale und lokale Analyse (Flugroute)
Hier wird es konkret: Anhand deiner geplanten Flugroute schaust du dir entsprechend das Wetter regional und lokal an.
Dieser Schritt ist für Platzrunden-Flieger*innen wie für Streckenpilot*innen interessant.
Gebietsvorhersagen und regionale Analyse: GAFOR
Der Deutsche Wetterdienst DWD hat mit den GAFOR-Gebietsvorhersagen einen schnellen und einfachen Blick ins regionale Wetter geschaffen.
DWD GAFOR (General Aviation FORecast) zeigen die erwarteten Sichtflugbedingungen: Bodensicht und Hauptwolkenuntergrenze. Sie werden für den aktuellen Tag mehrmals ausgegeben und gelten für die jeweils folgenden sechs Stunden. Die Vorhersage ist in drei Blöcke à zwei Stunden aufgeteilt. Die Vorhersagen des DWD können sich von TopMeteos Vorhersagen, z.B. den Karten des signifikanten Wetters, unterscheiden, da TopMeteo eigene Modellketten nutzt. Du erhälst somit eine zweite Einschätzung.
Diese „DWD GAFOR“-Karten sind bei TopMeteo unter dem Menüpunkt „Prognose-Karten“ zu finden.
Diese grobe Übersicht zeigt dir, in welchen Gebieten du mit welchen Bedingungen rechnen musst.
Lokale Ortsvorhersagen
Für genaue lokale Wetteranalysen ist die Ortsvorhersage zu empfehlen. Sie ist bei TopMeteo ein eigener Menüpunkt und bezieht sich – wie der Name bereits sagt – auf den eingegeben Ort.
Gib hier entsprechend deiner Flugroute den Startpunkt (Flugplatz oder Ort), Zwischenstopps und ggf. Landepunkt (Zielflugplatz) ein.
Im Beispiel ist Frankfurt am Main eingegeben. Für den jeweiligen Ort erhälst du entsprechende Werte im Tagesverlauf wie z.B.:
- VFR-Fliegbarkeit
- Windverhältnisse am Boden und in der Höhe
- Wolkenober- und untergrenzen
- Sichtweiten
- Niederschlag
- Temperaturen
- Sonnenauf- und untergang
Ergebnis: Gesamteinschätzung des Wetters möglich
Nach der regionalen und lokalen Analyse im Tagesverlauf kannst du nun deine Gesamteinschätzung vornehmen und entscheiden, ob und wie du fliegst.
Ist das Wetter fliegbar, wirst du wahrscheinlich los legen, dein Flugzeug startklar machen und Fluggäste informieren.
Kurz vorm Starten (auf dem Flugplatz) solltest du trotzdem zusätzlich noch einmal die aktuellen Satellitenbilder anschauen.
Dafür hat Topmeteo die TopMetSat App entwickelt.
Die Satellitenbilder lassen sich auch bei wenig Bandbreite und schlechtem Empfang unterwegs anschauen.
Mehr dazu auf unserer Produktübersicht.
Wetterbriefing to go (PDF-Download)
Die Schritt-für-Schritt-Anleitung haben wir dir zum Mitnehmen in Präsentationsform als PDF-Download bereitgestellt, damit du dein Briefing Punkt für Punkt durchgehen kannst: